Die Artischocke ist nicht nur als Gemüse auf dem Teller sehr gesund, sondern auch eine Heilpflanze. Sie gehört zur Familie der Korbblütler. Ihr botanische Name Cynara scolymus geht auf die griechische Mythologie zurück: Cynara war eine Nymphe, die die Annäherungsversuche des Göttervaters Zeus abwehrte. Aus Zorn soll er sie mithilfe seiner Göttergewalt in eine stachelige Pflanze verwandelt haben – in die Artischocke. Lässt man sie blühen und erntet sie nicht zu früh, bildet sie einen wunderschönen großen violetten Blütenkopf, den einzigen Pflanzenteil ohne Stacheln, in dem sich gerne viele Bienen und Hummeln tummeln.
Phytotherapeutisch werden nicht die Knospen, die wir als Gemüse essen, verwendet, sondern die Blätter. Sie enthalten viele Bitterstoffe und verfügen über einen definierten Mindestbitterwert von 10.000, der bedeutet, dass ein Gramm der Artischockenblätter in zehn Liter Wasser (10.000 Milliliter) immer noch bitter schmeckt. Die Bitterstoffe sorgen für eine gute Verdauung, indem sie sämtliche Verdauungssäfte mobilisieren, sobald sie im Mund mit den Bitterstoffrezeptoren in Berührung kommen. Im Mund bildet sich vermehrt Speichel, die Leber produziert mehr Gallensaft und die Bauchspeicheldrüse mehr Bauchspeicheldrüsensekret. Die Artischocke hilft bei sämtlichen Verdauungsbeschwerden, bei Bauchkrämpfen und Appetitlosigkeit.
Häufig kommt die Artischocke in Form von Tee oder Tinktur zur Anwendung. Vor dem Essen eingenommen, regt sie den Appetit an. Nach dem Essen fördert sie die Verdauung. Darüber hinaus werden die Blätter bei Übelkeit oder Erbrechen verwendet – etwa nach einer Narkose oder einer chemotherapeutischen Behandlung. Menschen, die keine Gallenblase mehr haben, können mithilfe der Artischocke fettige Lebensmittel besser verdauen. Sie stärkt die Leber und unterstützt sie dabei, Medikamente abzubauen, von denen viele als Nebenwirkung die Leber angreifen. Hochdosierte Fertigpräparate in Form von Tabletten oder Kapseln helfen außerdem bei erhöhten Cholesterinwerten. Die Bitterstoffe der Artischocke machen überdies wach und konzentriert und helfen gegen kalte Hände und Füße. Die Artischockenblätter findet man in der Apotheke und in jedem gut sortierten Kräuterladen.
Man kann Artischocken aber auch selbst im Garten anbauen. Bevor sie zum Blühen kommen, werden die Artischockenköpfe zum Essen und die Blätter für die Heilwirkung geerntet.
Der bittere Aperitif und Digestif namens Cynar enthält Artischocke gemischt mit dreizehn weiteren Kräutern. Cynar wurde 1953 von einem Italiener in Padua kreiert. Die erste Flasche wurde in der Apotheke und nicht in einem Spirituosengeschäft verkauft – dies unterstreicht die starke Heilkraft der Artischocke.