Die Wegwarte gehört zur Familie der Korbblütler. Ihr botanischer Name Cichorium intybus leitet sich vom Griechischen „kio“ („ich gehe“) und „chorion“ („Feld“) ab, da die Pflanze oft an Weg- und Feldrändern wächst. Der Beiname intybus (lateinisch „tubus“ für „Röhre“) kennzeichnet den hohlen Stängel.
Nicht die leuchtend blauen, schönen Blüten werden phytotherapeutisch verwendet, sondern die Wurzel. Sie ist oft schwierig auszugraben, weil die Wegwarte gerne im steinigen, sandigen, festen Boden steht, auf Geröllhalden und Schuttplätzen. In der Wegwartenwurzel findet man die für die Familie der Korbblütler typischen Bitterstoffe. Allerdings hat sie im Vergleich zur Artischocke nicht den hohen Bitterwert von 10.000, sondern nur von 800. Daher ist sie gut als Bitterstoffpflanze für Kinder oder Anfänger geeignet, die Bitteres noch nicht gewohnt sind. Die Wurzel enthält außerdem Inulin, ein sogenanntes Präbiotikum, das die guten Bakterien im Darm unterstützt. Wenn man die Wurzel in kleine Stücke schneidet, im Backofen anröstet und dann trocknet, wird die enthaltene Zichoriensäure umgebaut und entwickelt einen kaffeeähnlichen Duft. Daher wurde das Wurzelpulver der Wegwarte nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet, um den teuren Kaffee zu strecken oder zu ersetzen, vielen auch heute unter dem Namen „Muckefuck“ bekannt.
Die Bitterstoffe helfen bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden. Das Inulin dient als Nahrung für die gesunden Bakterien in der Darmflora. Damit kann man den Darm auf natürliche Weise wieder aufbauen und stärken, zum Beispiel nach Einnahme eines schulmedizinischen Antibiotikums.
Man kann aus der Wegwartenwurzel einen Tee zubereiten, einen alkoholischen Auszug herstellen oder sie für den Kaffeeersatz rösten und pulverisieren. Der englische Arzt Edward Bach hat aus den Blüten der Wegwarte die Bachblüte Chicory kreiert, die bei Menschen angewandt wird, die nicht loslassen können.
Jedes Blütenköpfchen der Wegwarte blüht nur einen einzigen Tag lang. Die Blüten gehen am frühen Morgen auf und schließen sich schon am Nachmittag, je nach Sonnenstand zwischen 15 und 16 Uhr. Am nächsten Tag steht die Pflanze jedoch wieder in neuer Blütenpracht da – mit manchmal zwanzig, dreißig Blüten an einer einzigen Pflanze. Dieses Aufgehen und Schließen der Blüten hat auch Einlass gefunden in die sogenannte Blumenuhr des schwedischen Pflanzenforschers und Botanikers Carl von Linné. Die Stunden auf dem Ziffernblatt werden von Pflanzen markiert, deren Blüten sich zur jeweiligen Uhrzeit öffnen oder schließen. Die Wegwarte findet man bei 15 Uhr gezeichnet, der Zeit, wo sie verblüht.