Der Name dieser Heilpflanze weist schon darauf hin, wo sie eingesetzt wird: in der Frauenheilkunde. Sie gehört zu den Rosengewächsen. (Nebenbei bemerkt ist die Rose von jeher ein Symbol für die Liebe.) In ihrem botanischen Namen Alchemilla vulgaris sind die Frauen allerdings nicht verewigt. Er geht zurück auf die Alchemisten, die Arzneihersteller aus vergangenen Zeiten. Am frühen Morgen liefen sie über die Wiesen auf der Suche nach den schillernden Tautropfen, die sich in den Blättern sammeln, um sie für die Herstellung ihrer Heilmittel zu nutzen. Besonders begehrt waren die Tropfen auf den trichterförmigen Blättern des Frauenmantels. Es gibt verschiedene Frauenmantelarten. In Blumengestecken findet man meist die Alchemilla mollis, den „weichen Frauenmantel“. Heilkräftiger aber ist die Alchemilla vulgaris, der Gewöhnliche Frauenmantel.
Die Blätter des Gewöhnlichen Frauenmantels erinnern an einen Umhang, der die Frauen schützt. Wenn es herausfordernd oder schwierig wird, wenn emotionale Kälte herrscht, nimmt der Frauenmantel uns in den Arm und beschützt uns vor den Widrigkeiten des Lebens.
Ganz konkret enthält der Frauenmantel Gerbstoffe. Sie helfen bei Entzündungen im Mundbereich, beispielsweise bei Aphten oder Zahnfleischentzündungen, wirken aber auch bei leichtem Durchfall. Hinzu kommen Flavonoide, die entzündungshemmend sind. Und obwohl sich in der Pflanze keine Stoffe finden, die spezifisch bei Frauenleiden wirken, spielt sie seit Hunderten von Jahren eine herausragende Rolle in der Frauenheilkunde – sei es bei einer hormonellen Dysbalance, bei Menstruationsbeschwerden und Problemen in den Wechseljahren. Bis heute kann man sich das anhand der Wirkstoffe nicht genau erklären. Hier wird die Diskrepanz zwischen der Volksmedizin und der naturwissenschaftlich orientierten, der rationalen Phytotherapie sehr deutlich. Vielleicht enthält der Frauenmantel aber auch spezielle Inhaltsstoffe, die man bislang bloß noch nicht entdeckt hat.
Man kann getrockneten Frauenmantel mit heißem Wasser übergießen und als Tee genießen oder eine Tinktur, einen alkoholischen Auszug, herstellen.
Was morgens auf den wunderschön gefalteten Blättern des Frauenmantels wie Diamanten glitzert, sind keine Tautropfen. Es ist gereinigtes Wasser, das die Pflanze in der Nacht aus der Erde aufsaugt, durch sich hindurchgehen lässt und am Blattrand ausschwitzt. Man nennt das Phänomen Guttation. Die kleinen Tröpfchen fließen in der Mitte des Blattes zusammen und bilden einen schillernden Wassertropfen. Man könnte sagen, die Tropfen sind eine Signatur für das ungeborene Kind, ein Zeichen für eine Schwangerschaft. Das Blatt ist die Gebärmutter und das Schillernde darin das heranwachsende Kind. Deshalb wird der Frauenmantel auch bei Kinderwunsch eingesetzt.