Erster Advent, die erste Kerze wird angezündet. Dazu passt die Heilpflanze Königskerze. Sie kann bis zu zwei Meter hoch werden, hat einen langen Stängel, an dem unzählige gelbe Blüten prangen, und erinnert an eine leuchtende Kerze. Es gibt verschiedene Formen der Königskerze, unter anderem die Verbascum densiflorum. In „Verbascum“ steckt das lateinische Wort „barba“ für Bart. Bei näherem Hinsehen kann man in der Blüte zwei Staubblätter erkennen, die stark behaart sind. Das verleiht ihr ein Aussehen, als ob sie einen Bart tragen würde. Die Königskerze gehört zu den Braunwurzgewächsen und ist zweijährig.
Die Blüte der Königskerze enthält Schleimstoffe, die wasserlöslich sind. Man kann sie also gut als Tee verwenden. Die Schleimstoffe lösen sich im Wasser vollständig auf und sind sehr wohltuend bei rauem Hals und Reizhusten. Neben den Schleimstoffen findet man auch Saponine in der Blüte. Das sind Seifenstoffe, die alles lösen, was bei Husten oder gereizten Bronchien innerlich zu „waschen“ ist. Man hustet es ab. Der dritte Inhaltsstoff der Königskerze heißt Aucubin und hat eine antibakterielle Wirkung. Man könnte fast sagen, es hilft wie ein leichtes Antibiotikum, um Bakterien in Schach zu halten.
Bei Erkältung, Husten und Bronchitis empfiehlt sich ein Tee. Dazu übergießt man die Königskerzenblüten mit heißem Wasser, lässt sie ein paar Minuten ziehen und seiht sie vor dem Genießen ab.
Aus den Königskerzenblüten lässt sich auch eine Tinktur herstellen, ein alkoholischer Auszug. Dafür nimmt man frische oder getrocknete Blüten, übergießt sie mit Alkohol (zum Beispiel ca. 40-prozentigem Schnaps), bis sie vollständig bedeckt sind, und lässt das Ganze rund drei Wochen ausziehen. Die Blüten werden danach abgeseiht. Die Tinktur, der Alkohol, der zurückbleibt, kann tropfenweise pur oder in einem halben Glas Wasser eingenommen werden. Außerdem kann man die gelben Blüten mit einem fetten Öl, zum Beispiel Oliven-, Mandel- oder Jojobaöl, übergießen und zwei Wochen lang ausziehen lassen. Das dadurch entstandene Königskerzenöl wird bei Ohrenschmerzen verwendet. Dazu wird etwas Öl in den Gehörgang geträufelt und mit ein wenig Watte verschlossen, damit es schön warm bleibt.
Das Besondere an der Königskerze sind die gelben Farbstoffe, die nicht nur in der Blüte, sondern in der ganzen Pflanze zu finden sind. Wie früher kann man damit auch heute noch Stoffe oder Wolle färben: Dazu erntet man die Pflanze und kocht sie lange im Wasserbad aus. Das ergibt einen wunderschön gelben Farbton, der wie die Flamme einer Kerze leuchtet. Und noch etwas: Wenn die Königskerze verblüht ist, bleibt nur ein großer brauner Stängel übrig. Man kann ihn am Boden abschneiden und in flüssiges Wachs tauchen: das heißt, einige Male hintereinander hineintauchen, herausziehen und trocknen lassen. So entsteht eine Fackel für den Winter, die mehrere Stunden brennt.