Ist die Stechpalme, lateinisch Ilex aquifolium, tatsächlich eine Heilpflanze? Ja und nein. Wichtig zu wissen ist, dass Stechpalmen unter Naturschutz stehen. Sie sollten also nicht im Wald oder in der freien Natur geerntet werden. Stechpalmen bieten einiges, was wenig bekannt ist. Die wunderschönen roten, kugeligen Beeren sind leicht giftig. Wenn man zu viel davon isst, kann das zu Erbrechen oder Durchfall führen. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Körper sich wehrt und versucht, diese Stoffe wieder auszuscheiden. Die Blätter wie auch die Rinde hingegen sind ungiftig und wurden früher in der Volksheilkunde häufig eingesetzt. In der naturwissenschaftlichen, der rationalen Phytotherapie finden sie jedoch keine Verwendung mehr.
Mit den Blättern kochte man früher Tee gegen Husten und Fieber, die Rinde wurde bei Rheuma genutzt. Beides ist jedoch heute nicht mehr üblich. Dafür hat sich in den letzten Jahren eine neue Therapieform etabliert: die Gemmotherapie. Die in einem speziellen Verfahren gewonnenen Wirkstoffe aus den Knospen der Stechpalme werden heute zum Beispiel bei Hornhaut-Trübungen der Augen eingesetzt.
Für die Gemmotherapie werden die Knospen von Bäumen und Büschen verwendet. Die Knospen der Stechpalme werden im Frühling geerntet und die Wirkstoffe ausgezogen. Der Extrakt darf jedoch nicht direkt in die Augen gegeben werden, sondern wird in den Mund gesprüht. Die Wirkstoffe werden über die Mundschleimhaut ins Blut aufgenommen, gelangen so zu den Augen und wirken Trübungen der Hornhaut entgegen. Nicht nur in der Knospenmedizin, auch in der Bachblütentherapie ist die Stechpalme bekannt. Dr. Edward Bach in England schuf aus ihr die Bachblüte mit der wunderschönen Bezeichnung Holly. Sie war eine der sieben letzten Bachblütenkreationen vor seinem Tod. Holly soll gegen Neid, Wut und Hass helfen.
Für die Kelten war die Stechpalme eine bedeutende kultische Pflanze. Zusammen mit der Mistel galt sie den Druiden als eine der sieben heiligen Pflanzen. Warum passt die Stechpalme besonders gut zum 23. Dezember, dem Tag vor der Heiligen Nacht? Der Grund ist, dass die Stechpalme der Vorläufer unseres Weihnachtsbaumes ist. Die Zweige der Stechpalme mit den roten Beeren wurden in der guten Stube an die Tür gehängt. Und diese roten Beeren nahmen die roten Kugeln vorweg, mit denen wir heute den Weihnachtsbaum schmücken.